PHOTOR

Meine SR500

Erster Kontakt

Die SR500 habe ich November 1986 (20-jähriges!) in Köln gekauft und in einer Nacht- und Nebelaktion nach Hause (Roetgen/Eifel) überführt. Und ich bin dem Vorbesitzer (Name ist der Redaktion bekannt) immer noch irrsinnig dankbar, dass er mir versicherte, der Tank sei bis oben hin voll (der Tageskilometerzähler sagte mir auch genau das).

Bloß - war er nicht! Auf der A44 in Höhe Weisweiler, beim Überholen einer LKW-Kolonne starb der Motor ab, da ich nicht schnell genug mit der Hand beim Benzinhahn war (wer rechnet auch damit, dass der Tank nur Sprit für gerade mal 40 km hat). Und die Flüche unterm Helm hätte auch keiner hören dürfen. Ich werde jetzt noch rot, wenn ich daran denke.

Ausgerollt. Und dann stand ich nachts (21:00 Uhr wird's gewesen sein - "November" sach ich nur) auf dem Seitenstreifen in Schneetreiben und versuchte das Mistding wieder anzutreten - und das nach einer Kurzeinweisung durch den Vorbesitzer und das auch nur mit Licht und sowieso. Meine alte XS 400 hatte halt nur E-Starterchen. Was SR und Kickstarter angeht war ich noch ein Greenhorn.

Ende vom Lied, ich musste die Gelben Engel bemühen, die wenigstens Licht mitbrachten. Nach etlichen Versuchen meiner und zwischendurch auch engelseits, brabbelte der Motor wieder brav (heute weiß ich, wie mimosenhaft eine halbwarm abgekühlte SR angetreten werden will - und ich weiß auch, wie er angeht). Beim Schreiben vom Engelbericht starb sie dann nochmal ab: zu lange mit Choke, also abgesoffen. Aber da konnte mich dann auch schon nichts mehr schocken.

So fängt entweder eine ewige Horrorstory oder eine Liebesbeziehung an, oder?. Vorbesitzerchen ist mir Gott sei Dank nicht mehr über den Weg gelaufen; den hätte ich wohl zu Tode gern gehabt.

Mit der Zeit habe ich dann die SR500 dann richtig lieben gelernt, weil sie mich schön zuverlässig überall hin getragen hat. Wenn sie mal stehen blieb, dann war das meine Dummheit ( Dreck im Vergaser macht die Kiste nicht von allein da rein) bzw. Pech (Draht im Hinterreifen, der der Luft darin zur Freiheit verhalf).


Weitere prägende Episoden

Meine SR macht unter sich!?

Ich hatte gedacht: "Customizing! Ich verchrome den Tank!" Dazu Tank abgebeizt und abgeschliffen, polliert und dann zum Verchromer. Tank sah auch toll aus, aber es war eine Kupferschicht innen auf den Klarlack gekommen, die natuerlich keine Chance hatte zu halten und deshalb in großen und kleinen Plaggen abgingen um im Tanksieb hängen blieben - nicht gut.

Der Versuch, den Tank innen wieder sauber zu kriegen, war wohl nicht ganz erfolgreich. Jedenfalls starb die SR einige Zeit später an einer Kreuzung einfach ab. Klar hab ich erstmal runtergeschaut und sehe unter meinem Mopped eine dunkle Lache, die immer größer wird: Mein Mopped pinkelt! In der Öffentlichkeit! Und, viel blöder in dem Moment - weigert sich natürlich, wieder angetreten zu werden (würde ich ja auch, wenn ich gerade kleine Geschäfte mache). Klopfen, treten und alles andere, was den Schwimmer wieder beweglich machen könnte, hat auch nicht funktioniert.

Seitdem hat die SR aber einen Benzinfilter zwischen Tank und Vergaser (den großen simplen mit Papierfilter - Pragmatismus hat auch seine eigene Schönheit). Da der schräg hängt, setzt sich da auch schon mal Wasser ab bevor es in die Schwimmerkammer gelangt.

Frühlings-Fritte

Da ich nunmal mein Mopped als Alltags-Reittier auch bis in den Winter rein nutzen musste, war immer die Frage, wie konserviere ich die ganzen Chromteile. Clevere Idee: beim Metzger billigstes Schmalz besorgt, geschmolzen und alle Chromteile damit überpinselt. Wenn das Zeug kalt wird gibt das eine tolle Schicht, die Wasser und damit auch Salz abhält. Hat mehr die Konsistenz von Wachs, hält aber besser auf dem Chrom und Metall.

Das hab ich dann einen Winter auch für die Zeit, in der man wirklich nicht fahren kann, auf den Krümmer und Dämpfer ausgeweitet. Und hat auch toll funktioniert. Im Frühling dann mit viel heißem Wasser den Talg weggewaschen und der Chrom blinkt wieder.

Aber: irgendwie war wohl noch Fett an der Abgasanlage verblieben. Jedenfalls hüllte sich meine SR an der nächsten Ampel in eine Aroma-Wolke. Die Autofahrer neben mir fingen an, sich irritiert umzusehen und mir stieg der Duft von fritiertem in die Nase. Bei Grün gab sich das dann wieder - bis zum nächsten Stopp. So bewegte sich dann eine Zeit lang die größte und am stärksten motorisierte Fritte durch das deutsch-belgische Grenzgebiet - wo auch sonst, wenn nicht da. (PS: ich hab keine Provision vom Belgo-Fritts bekommen - hab aber auch nicht gefragt)

Berg-SR

Irgendwie war ich der Meinung, die SR ist zu lang übersetzt. Ist sie wohl auch (ich hab mir mal ein Programm geschrieben, mit dem ich die Übersetzungen durchspielen kann; Link kommt, sobald das vorzeigbar ist, wird gerade mit einer Gtk2-Oberfläche versehen), jedenfalls dreht sie im letzten Gang nicht aus. Und erst recht nicht in der welligen Eifel. Und da der SR-Motor ein kurzhubiger ist, sollte sie auch Drehzahlen abkönnen.

Also, was liegt näher, als ein kleineres Ritzel (15er statt dem 16-zahnigen) anzubauen. So sollte sich das Drehzahlniveau eigentlich erhöhen. Das würde ja nun auch besser zur Topologie der Eifel passen: viele kleine Straßen mit engen Kurven und meist bergauf (bergab ist's ja doch egal).

Aber schon nach kurzer Zeit konnte ich feststellen, dass ich sie nicht hochtouriger fuhr sondern im Gegenteil: beim einfachen daherfahren oder in der Stadt schalte ich offensichtlich nicht später sondern sogar früher und war deshalb eigentlich immer im zu hohen Gang. Die kurze Übersetzung besitzt halt auch mehr Kraft am Hinterrad, so dass man beim "08/15-Dahergleiten" entsprechend früher schaltet. Und an die hohen Drehzahlen konnte ich mich auch nicht wirklich gewöhnen, so dass die Übersetzung recht schnell wieder beim Originalritzel landete.

Umzug nach Rostock

1998 bin ich dann aus beruflichen Gründen nach Rostock. Zunächst noch ohne Mopped, da ich hier erstmal keine Garage oder Unterstellmöglichkeit hatte. Die Überführung folgte dann aber im September 2000 - Endlich.

Hier ist zu sehen, wie ich meine SR auf Vaters Hänger schnalle (Ha! Sooo tief lag die SR noch nie! Ein ganz böses Tier sieht so aus, bevor es einen frisst.)

Der Transport via Hänger war leider nötig, da ich nicht genug Zeit für eine längere Urlaubsreise hatte und die SR über die Autobahn hetzen, nachdem sie über ein Jahr gestanden hatte, wollte ich ihr und mir nicht antun (eine weise Entscheidung, wie sich noch zeigen sollte).

Das Motorrad wurde auf dem Hänger durch 2 Latten am Boden und weitere zur Klemmung des Vorderrades gegen seitliches wegrutschen gesichert und anschliessend dann mit Spannbändern in die Federung gedrückt. So stand es ganz sicher (obwohl die Federung nicht ganz "auf Block" war) und sah so tausendmal besser, niedriger und böser aus, als jeder Low Rider, den ich je gesehen habe. Das nervöse-nach-hinten-sehen hab ich schnell aufgegeben - die Karre hat sich nicht ein bischen bewegt, obwohl die erlaubte mit-Hänger-Geschwindigkeit einige Male deutlich überschritten wurde.

Die Bilder zeigen mich, wie ich die SR auf dem Hänger im Gleichgewicht halte, während mein Vater die Konstruktion fertig baut. Die Fotos hat meine Mutter gemacht.

Strafarbeit

Lasse dein Motorrad niemals missgeachtet rumstehen. Jedenfalls nicht, wenn das Teil eine Seele hat. Eine SR hat eine Seele. Ein kreuzbraves Mopped, dass auch um Kuven driftet, ohne einen abzuwerfen: nasse Straße mit Zebrastreifen in BurtscheidÅachen; 60 Grad der 90-Grad-Kurve fuhr das Hinterrad deutlichst neben der Spur des vorderen. Und das Gefühl, wenn sich die Maschine unter einen wegnickt .... Aber alles vollständig unspektakulär: die Segelstange von Lenker in die Richt, in die man will, alles andere macht's Mopped alleine (wenn man nicht so dumm ist, das Gas hektisch zuzumachen).

Kreuzbrav eben. Treue Seele. Aber nach den 2 Jahren Einzelhaft im Verschlag musste sie sich rächen:

Sommer und heiss. Die SR war schon ne Weile in Rostock unterwegs gewesen, kannte das neue Revier also. Nachmittag und stehende Luft am Rostocker Stadthafen (die B105 geht hier Richtung Ost durch). Die SR zieht schlecht, ich fahr trotzdem weiter zum Gericke. Nachdem ich mein Geld da gegen Ware getauscht hatte (was noch gleich? war aber sau schwer) im Rucksack hatte, die Karre angetreten.

Und das Biest geht auch an. Zwar erst nach 3 Tritten (das ist genau die Zahl, bei der ich gerade noch nicht nachdenke, was nicht stimmt!). Wieder raus in den Verkehr um dann im großen Bogen um Rostock wieder nach Haus zu brabbeln. Aber nix! Das Mopped patscht und bockt. Also rechts ab in Richtung östliche Altstadt. Da geht es nun steiler bergan und Moppedchen meint, "keine Leistung" ist jetzt ein schönes Spiel.

Da stand ich jetzt, mit Lederjacke, Integralhelm und schwerem Rucksack. Treten und treten und treten und nochmal und - ja sie zündet - um direkt beim Dreh mit dem Handgelenk "Patsch" Aus! Wieder die Tretorgie und ohne jeden Erfolg. Was man in dem Moment denkt, sollte man nicht veröffentlichen. Aber im Prinzip zweifelt man an der Kugelgestalt der Erde.

Ich hab dann wohl oder übel die Karre wieder runter an die B105 abgeseilt und dann geschoben. Meine Garage lag (natürlich) am anderen Ende vom Stadthafen. Und, hab ich's schon erwähnt? Es war heiß. Ich sagte auch schon was von Lederjacke und den Rucksack hab ich auch schon durchblicken lassen, oder?

Im Prinzip ist Mecklenburg ja relativ flach - zumindest im Vergleich zur Eifel. Aber irgendwie steigt die B105 steil(!) Richtung Westen an! Ich hab jedenfall etliche Liter Schweiß verloren und auch immer wieder anhalten müssen um durchzuschnaufen. Alle Versuche, das Eisenpferd anzutreten - Fehlanzeige! Stur wie ein Esel, das Tier.

In der Garage angekommen, hab ich dann erstmal den Vergaser demontiert und gereinigt. Was wesentliches hab ich nicht gefunden. Kein auffälliger Dreck in der Schwimmerkammer, der Spritt war auch nicht mehr der alte. Kurz: eine wirklicher Grund für die Arbeitsverweigerung war nicht zu finden. Vergaser wieder rein und geflutet. Antreten und "blabblabblabb", die Karre tuckert vor sich hin, als wäre nix gewesen! (Ihr Grinsen hab ich auf akuten Elektrolyt-Mangel meinerseits geschoben).

Wiederbelebung


Details zum Mopped:

So ein Motorrad ist "Work in Progress". Und neben den normale Wartungsarbeiten habe ich meine SR an einigen Stellen geändert, verbessert und individualisiert.

Dämpfer Ist jetzt eine "British Classic" von BSM (EG-ABE und kein soo schlechter Sound!). Ein neuer war nötig, weil der Originaltopf regelrecht auseinanderfiel. Trotdem habe ich den Eindruck, daß der Motor mit dem Original besser lief. Wo gibt es den noch als Originalteil - nicht die zugestopfte Version der späten Jahre, versteht sich?
Kanäle geglättet, d.h. nicht gerade auf Hochglanz poliert (kommt beim nächsten öffnen, hab jetzt nen Dremel), aber ein bischen was wird's wohl bringen - kann man sich zumindest einreden.
Ochsenaugen In den Bildern zu erkennen
elektr. Blinkrelais Kapazitäten intern verdoppelt wg. der Blinkfrequenz (ich weiß selbst, dass nur eine Blinkerlampe pro Seite blinkt! Die anderen ist weg! Musst du mir nicht "sinnfällig anzeigen".) Das Relais stammt halt aus 'nem Schrottauto. Für die nötige Masseverbindung hab ich ein kurzes Kabel an den Rahmen gelegt.
Blei-Gel-Akku Original-Batterie durch einen Blei-Gel-Akku vom FIAMM mit 1.2 Ah ersetzt. Die ist absolut wartungsfrei, kann lageunabhängig verbaut werden und ist leichter. Ein Versuch; ob's wirklich funtioniert, wird sich zeigen. Sonst kommt eine großer Elko rein; das tut auch - nur mit weniger Notlicht.
Konis hinten (wo sonst). Auch diese sind in den Bildern zu erkennen.
Ölsteigleitung aus V2A ans Auslaßventil (Eigenkonstruktion).
Nockenwelle und Lager, Kipphebel getauscht, nachdem die Nocken eingelaufen waren. Zumindest sah es so aus (das war Anlass für die Steigleitung). Nach dem abziehen mit Schleifpapier sehen die Nocken wieder ganz gut aus. Die Welle liegt in Öl und Plastiktüte verpackt und wartet auf eine Wiederbelebung (vielleicht neu und dann scharf geschliffen). Den Kipphebel hab ich auch noch irgendwo liegen; der sah wirklich böse mitgenommen aus.
Scheinwerferhalter geändert (Alu und V2A, direkt an die Standrohre); das sieht schon wesentlich aufgeräumter aus als das hässliche und schwere Original. Zusätzlich wird die Masse um die Lenkachse geringer - ob man das aber beim Fahren merkt ...? Auch diese Konstruktion kann man auf den Bildern erkennen - Detailfotos folgen demnächst.
Rücklichthalterung Halterung aus V2A (da keine Blinker mehr). Da der Kabelbaum da jetzt offen liegt und der unter der Sitzbank auch schon mal einen Masseschluss verursacht hat, besteht das letzte Stück nach hinten jetzt aus 220V-Feuchtraumleitung.
Luftfilter K&N-Tauschfilter; hält ewig (darum gings mir) und bringt mehr Luft (kann sein, kann nicht sein; Vergaser muss noch mal besser darauf abgestimmt werden).
Kegelrollenlager im Lenkkopf weniger aus Überzeugung, sondern, weil mir beim Öffnen des Serienlagers eine Kugel ausgebüchst war und der Ersatzteilhöker das Original nicht da hatte (Das alte hatte wirklich eine Mittenraststellung; für die Fahrt zum YAMAHA-Händler hätt's schon noch gereicht). Das KeRoLa ist zwar schwieriger einzustellen (hat ein bischen gebraucht, bis ich die richtigen Anzugsmomente im Handgelenk hatte) und Knacken tut's auch manchmal beim in-die-Eisen-gehen, funktioniert aber deutlich besser als das Original mit der antrainierter Mittelrastung. In dem Zusammenhang habe ich auch ein Massekabel vom Scheinwerfergehäuse an den Rahmen gelegt, so dass die Stromtierchen nicht mehr über das Lager müssen und "Elektrolyse" spielen.
Stahlflex-Bremsleitung der originale Bremsschlauch sah etwas spröde aus, was mir der TÜVler bei der Pause-bedingten Vollabnahme zeigte. "Besser austauschen. Könnte sonst in 2 Jahre ein Problem werden" (von dem komischen Gefühl einer angeschlagenen Bremse mal ganz zu schweigen). Also musste eine neue Bremsleitung her. Und dann nehme ich das bessere, in dem Fall halt einen Stahlflex-Schlauch von Spiegler. An das Bremsgefühl musste ich mich erst gewöhnen. Vorher weicher und federnder Bremshebel (so wie sich der Gummischlauch halt unter dem Druck gedehnt hat!); jetzt zieht man an den Druckpunkt (den gibbet jetzt!) und dann nur noch kräftiger; da federt fast nichts mehr.
Schmiernippel an der Schwingenachse Beim Einbau einer geschlossenen O-Ringkette war sowieso ein Ausbau der Schwinge nötig. Also hab ich gleich einen Schmiernippel angebracht. So ab und zu, wenn ich das Gefühl hab, da könnte nochmal was bei, drück ich ein bischen Fett nach.
Windschnittiger Haarschnitt
Ein Haarschnitt, um dem Wind möglichst wenig Widerstand zu bieten (Widerstand soll man denen bieten, die das nötiger haben als der Wind). Aber auch, um nicht irgendwann auszusehen, wie Riff-Raff aus der "Rocky Horror Picture Show" . Bild:

Ersatzteil-Wunschliste:

Zylinderkopf-Haube
da die Sitze der Kipphebelachsen ausgeschlagen sind - aus der Zeit bevor ich dann die Steigleitung verlegt habe. YAMAHA will die aber nur zusamen mit dem Kopf verkaufen und das ist teuer. Es gibt natürlich auch technische Gründe dafür.
Austauschmotor damit man den jetzt mal in aller Ruhe überholen kann. Z.B. die Ventilführungen dürften es nötig haben; nach längerer Standzeit sind die Teller Nass. Ventiltrieb habe ich oben schon erwähnt.
Auspuff-Krümmer der zum Dämpfer paßt (mit T*V oder besser EG-ABE). Das Original rostet irgendwann jetzt durch. Die inneren Rohre sind es schon; die Entlüftungslöcher sind auch schon zugelötet, damit es nicht so knallt beim Gaswegnehmen.

Roadbook

Ich hab mir gedacht, ich schreibe mal ein bischen von der Geschichte und dem Leben meiner YAMAHA SR500 (Bj.82) auf. Angefangen bei der Wiederbelebung A.D.2006 nach einer ca. 3-jährigen Ruhepause des Motorrads. In der Zeit hatte ich soviel um die Ohren, dass ich meinte, ohne meinen 34-PS-Vibrator auskommen zu können.

DAS war ein FEHLER! Meine SR hat - wie jedes Motorrad mit Charakter - eine Seele und will gehätschelt werden; nicht Beachtung wird umgehend bestraft. Ich hoffe, ich kann mich wieder so mit der Karre versöhnen, dass sie so zuverlässigt und treu wird, wie sie vor diesem Frevel war. Schließlich liebe ich mein Mopped. Und nebenbei bemerkt: auch mir hätte es sicher gut getan, mich regelmäßig mit meiner SR aus dem Alltag und Stress zu verabschieden ("Outside the society. That's where I wonna be." Patty Smith).

59.112 km Reaktivierung nach 3 einhalb Jahren für's Frühjahr angedacht. Jetzt ist jedenfalls erstmal eine Generalinspektion angesagt:
Vergaser
Das erstemal nach der Ruhepause wieder in's Mopped geschaut, um wenigstens ein paar Spinnen auf ihren Auszug vorzubereiten. Dabei testweise mal am Gasgriff gedreht und festgestellt, dass der nicht dreht!

Da nicht der Gaszug fest war, muss es der Vergaser, d.h. der Schieber im Gehäuse, sein. Na toll! Also Vergaser raus, zerlegt und alles (Gehäuse und Schieber sowie diverse Düsen und Kleinteile) in WD40 gebadet.

Der Schieber ließ sich dann nach 2 Tagen wiederholtem Einsprühen vorsichtig mit einem gepolsterten Schraubendreher nach oben hebeln und schließlich ganz raus nehmen. Den Desmohebel, die Düsennadel etc hatte ich vorher demontiert. Die Ablagerungen konnte ich dann relativ leicht entfernen. Schwieriger war das schon, die Düsen und Kanälen im Gehäuse wieder frei zu kriegen.

Der Schieber selbst ist allerdings auch nicht mehr taufrisch: es gibt Riefen und die Chromschicht ist teils bis auf's Messing abgenutzt. Schließlich habe ich ihn gegen einen aus einem gebraucht gekauften getauscht (Dank an RillGuzz).

Nächste große Frage war, wie sehen die Membranen aus? Schließlich ist die SR 23 Jahre zugelassen und genau solange war der Vergaser im Einsatz. Und die Membranen wurden wohl noch nie angeschaut; warum auch?. Und man sieht ihnen die Jahre deutlich an:

  • die der Bescheunigerpumpe sah noch halbwegs brauchbar aus, war aber recht unflexibel. Die Federkraft von Membran und Feder hat aber mit dem Ansprechverhalten der Pumpe zu tun. Also besser neu.
  • das Anreicherungsventil sah eigentlich noch am besten aus. Hab ich so gelassen. Ersatz liegt aber bereit.
  • das Sicherheitsventil war vollständig hart und die Membran war wohl auch defekt. Wer weiss, wieviel Sprit hier an allen regulierenden Elementen vorbei in den Ansaugtrakt gerät. Ersatz muss her.

Eine Lösung: den YAMAHA-Dealer hier fragen und hoffen, dass er mir nicht auf Teufel-komm-raus neue andrehen will; der gesammte Satz kommt auf etwa 100.- EUR. Hab aber für recht kleines Geld einen gebrauchten Originalvergaser erstanden (halt dem RillGuzz seiner), und den als Teilelieferant genutzt.

Die Bilder hier zeigen einen fortgeschrittenen Zerlugungszustand des Vergasers - es geht aber noch mehr; hab ich bloss nicht mehr dokumentiert. Und: ich hab den wirklich wieder zusammen bekommen und eingebaut.

Grundcheck um die Kiste durch den TÜV zu bekommen:
  • Trommelbremse hinten: dazu Hinterrad raus, Bremse ausblasen, Nocken schmieren (Kupferpaste), Beläge kontrollieren
  • Vorderbremse: Beläge kontrolliert, Gleitwege mit Kupferpaste abgeschmiert; die Einlegefederblech war verbogen, gerichtet.
  • Öl und Filter gewechselt versteht sich. Alles Öl befand sich unten im Motor; der Tank war fast leer; von oben kein Öl zu sehen.
  • Elektrik-Test: Hupe, Licht, Blinker etc. Mit frisch geladenem Gel-Akku geht's alles.
Sitzbankbezug notdürftig mit Ersatz-Kunstleder-Bezug bezogen. War aus einem Restbestand, den ich im Gericke-Shop hier in Rostock billig bekommen habe, allerdings fuer die 48T-Sitzbank. Sieht jetzt ein bischen eigenartig aus - auch, weil ich nicht wirklich Sattlern kann. Demnächst soll aber sowieso eine Einzelsitzbank plus Gepäcktrager drauf. Solange wird's wohl gehen.

Teileverkauf

Hier stelle ich mal zusammen, was so bei meinen Umbauaktionen vom Mopped abgefallen ist, und was ich in gute Hände abzugeben hätte.


Last modified: Thu Sep 6 09:33:44 CEST 2007